Die Geisterstadt Kayaköy

Eine ganze Stadt. Von einem Tag auf den anderen verlassen. Zurück geblieben sind hunderte Häuser-Gerippe. Das ist Kayaköy. Die unglaublich stimmungsvolle Geisterstadt an der lykischen Küste, nicht weit von Antalya, ist ein echtes Paradies für Fotografen und Fans von "Lost Places".



Gespenstisch...

Besser lässt sich die Stimmung in Kayaköy nicht beschreiben. Gerade lief man noch an türkisblauen Buchten entlang, da steht man auf einmal auf einem Buckel und sieht vor sich nur noch graue Häuserruinen. Hunderte. Vielleicht Tausende? So weit das Auge reicht zerfallenes Mauerwerk. Es wird schnell klar: Hier wohnt schon eine ganze Weile niemand mehr. Und dass eigentlich überall die Dächer fehlen, das ist zugegebenermaßen noch das geringste Problem der meisten Häuser hier. Trotzdem stehen die Häuser eben noch. Manche haben noch Fensterläden. Man kann auf Straßen aus Kopfsteinplaster zwischen ihnen herum streifen. Es gibt eine Kirche. Und wie die Steinhütten eng zusammen stehend den kompletten Hügel bedecken, braucht es nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, wie das hier einmal ein lebhafter Ort gewesen sein muss - anders als andere Geisterstädte wirkt Kayaköy einfach wirklich noch wie eine richtige Stadt. 

Meine liebsten Foto-Motive: Alte Steine!

Die tollste Art nach Kayaköy zu kommen ist zu Fuß. Dafür muss man vom Traumstrand von Ölüdeniz aus nur ein paar Kilometer landeinwärts laufen (siehe unten). Dabei verlässt man langsam die Küste mit ihren türkisblauen Buchten. Man durchstreift grasige Hügel. Kiefernwäldchen. Bis da auf einmal hinter einer Kuppe die Geisterstadt Kayaköy in der Landschaft steht. Alte Steine gibt es in der Türkei ja nun wirklich zur Genüge. Und normalerweise versetzen mich alte Steine wirklich nicht in Exstase. Aber bei diesen alten Steinen ist das definitiv etwas anderes: Der Anblick der Ruinenstadt Kayaköy lässt das Herz eines jeden (Hobby-)Fotografen hüpfen.

 

Der Hügel oberhalb des Ortes, über den man sowieso läuft, wenn man von Ölüdeniz kommt, ist der perfekte Startpunkt für eine Erkundung von Kayaköy. Von hier hat man einen tollen Überblick auf die gesamte Ortschaft und man bekommt ein Gefühl dafür wie groß der Ort mal gewesen ist - und auf gewisse Art und Weise immer noch ist. Mehrere tausend Menschen haben wir einmal gelebt: Kayaköy hieß Levissi. Die Bewohner waren Griechen, die in den 20ern von den Türken zwangsumgesiedelt wurden. Wie viele Häuser noch stehen, da scheint sich niemand so sicher zu sein. In manchen Quellen liest man von hunderte Häusern. In anderen von über 3000. 

 

Die Jahre und die Witterung haben den Gebäuden ordentlich zugesetzt. Auf und neben den Gemäuern wachsen Bäume und Büsche. Aus der Entfernung sieht es aus als hätten manche Häuser einfach einen verwilderten Vorgarten. Bei genauerem Hinsehen stehen die Bäume nicht vor dem Haus. Sondern mittendrin. Besonders stimmungsvoll sind die Gebäude an deren Fensterläden und Wänden sich mit letzter Kraft noch immer etwas Farbe festhält. Nur noch vereinzelt finden sich solch verblassenden Farbflecken an den Mauern. Zeit und Wind zerren an den Pigmenten, bis alle Steine wahrscheinlich irgendwann ihre ursprüngliche grau-braune Farbe zurück haben. 

 

Es gibt ein paar "Highlights" in Kayaköy. Die fast komplett erhaltene Kirche zum Beispiel. Aber es ist definitiv der Gesamteindruck der Kayaköy so besonders macht. Es lohnt sich also Zeit einzuplanen um die Atmosphäre dieses Ortes aufzusaugen.

Geisterstadt mit Bushaltestelle

So verschollen, wie Kayaköy auf den ersten Blick wirkt, ist die Ortschaft eigentlich nicht. Gleich unterhalb der Ruinen beginnt eine neu errichtete Siedlung. Wer bei Betreten der Ruinenstadt schon die imaginäre Indiana-Jones-Peitsche geschwungen hat, der wird jetzt ein bisschen enttäuscht sein: Das Gefühl eine versunkene Stadt entdeckt zu haben leidet natürlich schon etwas, wenn man begreift, dass weiter unten in einem Café Tee und Ayran serviert werden. Der riesige Vorteil einer gar nicht so sehr verschollenen Stadt ist allerdings: Wer sich die Füße in Kayaköy wund gelaufen hat, der bekommt hier sogar einen Bus, der zurück nach Ölüdeniz fährt und dem müden Wanderer so den Rückweg zu Fuß erspart.


Hinkommen:

Am besten startet man von Olüdeniz aus nach Kayaköy. Los geht es direkt im Ort, irgendwo an der Promenade. Du gehst auf der geplfasterten Uferstraße immer in Richtung Norden, das Meer zu deiner Linken. Am "Sun City Beachclub" wird aus der Straße ein Schotterweg, dem wir von hier noch ein paar hudert Meter folgen, bis wir in einer Linkskurve ein kleiner Pfad nach rechts abzweigt. Du bist richtig wenn du etwas später auf diesem Pfad gelb-rote Markierungen siehst. Diesen Markierungen kannst du ab jetzt folgen. Sie führen dich bergauf bis du schließlich tolle Ausblicke über die Lagune hast und dann wieder etwas weg vom Meer. Du kommst an einer in die Tage gekommenen Zisterne vorbei und anschließend über eine Lichtung. Später passierst du eine Art steinerne Mauer, die in der Pampa herum steht. Folge den Steinmännchen, gehe der Nase nach und achte dabei gut auf Markierungen. Nach knapp zwei Stunden kommst du dann über einen letzten Anstieg und stehst ganz plötzlich oberhalb der verfallenen Gebäude der Geisterstadt Kayaköy.  



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