Warum Yazd für mich die schönste Stadt im Iran ist

Die Wüstenstadt Yazd ist die Märchenbuch-Version einer persischen Stadt. Überall stehen sandfarbene Lehmziegel-Gebäude. Zwischen ihnen ragen merkwürdige Windtürme in den Himmel. Außerdem ist Yazd der perfekte Ausgangspunkt für einige traumhafte Ausflüge in die wüstige Umgebung. 



Yazd - eine der ältesten Städte im Iran

Man müsste nur die überall wirr verlegten Stromkabel und Sicherungskästen irgnorieren. Und das Knattern der allgegenwärtigen Mopeds, das durch die engen Gassen der Altstadt von Yazd hallt. Dann fühlt man sich fast um Jahrhunderte zurück versetzt. Nirgendwo im Iran stehen noch so viele Lehmziegel-Gebäude wie hier. Es braucht kein Geschichtsstudium um zu verstehen: Diese Stadt muss wirklich uralt sein - und etwas wirklich Besonderes. Yazd zählt zu den ältesten Städten im Iran und die Atmosphäre hier ist unglaublich. Tagelang hätte ich einfach nur durch die von hohen Lehm-Mauern begrenzten Gassen schlendern und fotografieren können. Auch wenn man sich dabei früher oder später verläuft, weil die Orientierung in dem labyrinthartigen Wegenetz völlig unmöglich ist. Aber zum Glück ist hier Nichts so groß, dass man nicht früher oder später wieder zur Unterkunft zurück findet. Besonders schön: Wenn die Sonne am Abend untergeht sind die zahlreichen Restaurants mit Dachterasse der perfekte Ort um die müden Füße auszuruhen und bei einem Kebab mit Doogh auch mal einen Blick über die Mauern und damit die ganze Stadt zu werfen. 

1001 Löcher in den Zähnen

Natürlich ist nicht ganz Yazd uralt. Mit fast einer halben Millionen Einwohner ist Yazd eine große moderne Stadt, die auch neben der Altstadt einiges zu bieten hat. Der Basar von Yazd ist  zum Beispiel sehenswert und besonders schön. Auch wenn man schon einige andere gesehen hat. Außerdem gibt es hier einen Feuertempel der Zoroastrier (mehr zu den Zoroastriern weiter unten). Dann gibt einen großen Park, den Dowlatabad-Garten (als wir im Frühjahr dort waren, war allerdings alles irgendwie ein bisschen trostlos hier. Bilder aus dem Sommer sind aber wirklich schön. Vielleicht waren wir einfach ein bisschen zu früh.) Auch die Jame-Moschee ist beeindruckend. Genauso wie der Amir-Chaqmaq-Komplex. Ein wirklich sehenswerter Arkadenbau. Und wenn man dann schon mal dort ist, am Meydan-e Amir Chaqmaq, dann solltest du auf jeden Fall in der im ganzen Land bekannten Konditorei "Shirini Haj Khalife" vorbei schauen.

 

Hier gibt es Baghlava und andere persische Naschereien. Als wir zu Nowruz, dem iranischen Neujahr, in Yazd waren, trugen die Leute Süßigkeiten für hunderte Euro aus dem Geschäft. Klar, wenn zur Neujahrsfeier die Familie kommt wird jede Menge Süßes gegessen. Aber natürlich kann man auch kleinere Portionen kaufen. (Gemischte Probierbox: ca. 4 Euro) Was ich nur empfehlen kann! Auch wenn das Ganze eine wirklich sehr, sehr süße Anlegenheit ist.

Antike Klimaanlagen

Egal wo in Yazd man unterwegs ist: Überall ragen die auffälligen Windtürme zwischen den Gebäuden in die Höhe. Sie verleihen der Stadt einen ganz besonderen und einzigartigen Charme. Schon die Ägypter in der Antike kannten die Technik. Denn auch die schwitzten nicht gerne. Die Klimaanlage war aber dummerweise noch nicht erfunden. Sie entwickelten daher die Windtürme: Hohe Türme mit mehreren Öffnungen am oberen Ende. Kühle Luft, die vom Wind hergepustet wird, wird so durch einen Schacht ins Innere der Häuser geleitet. Über einen zweiten Schacht wird die warme Luft gleichzeitig aus dem Gebäude heraus geblasen. Genial!

Die Umgebung von Yazd: Tempel, Wüsten und ein Geisterdorf

Wer irgendwann genug von der Stadt hat, sollte trotzdem noch einen Tag bleiben. Denn von Yazd aus gibt es einen total lohnenswerten Tagesausflug in die Umgebung. Viele Unterkünfte können Touren organisieren. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass die nicht immer empfehlenswert sind. Der Grund: Große Gruppen und oft Guides, die nicht unbedingt Englisch sprechen. In Yazd ist das offizielle Touristen-Büro eine tolle Alternative zu den "Agenturen" in den Traveller-Unterkünften. Das vermittelte uns einen sympathischen und wirklich kompetenten Führer dessen Englisch perfekt war und uns wirklich jede Frage beantwortete. Egal ob es um die Geschichte des Landes ging. Oder die Frage, was genau aus Hollywoodfilmen heraus geschnitten werden oder geändert werden muss, damit sie im Iran gezeigt werden dürfen. Der Preis für einen ganzen Tag inklusive Führer, Fahrer und Auto pro Person: 35 Euro.  Was man sehen will, kann man mit dem Führer aushandeln. Mein Vorschlag wären die drei Stopps Kharanaq, Chak Chak und Meybod.

 

Erster Stopp: Die kleine Ortschaft Kharanaq, 80 Kilometer von Yazd entfernt. Ursprünglich lebten die Einwohner von Kharanaq in alten Lehm-Häusern. Vor einiger Zeit bauten sie sich dann aber ein Stück weiter modernere Unterkünfte. Die alten Lehmbauten aber blieben stehen und bilden heute eine mystische Geisterstadt. Man kann auf den Dächern herum klettern, durch ehemalige Wohnzimmer streifen und das "schwankende" Minarett, das Erdbeben durch Mitwackeln ausgleichen kann, bewundern. Ein Traum für Fotografen!

Zweiter Stopp: Chak Chak. DIE Pilgerstätte für Zoroastrier aus der ganzen Welt. Die Tempelanlage ist in einen Berghang geschlagen und liegt mitten in der Wüste. Es gibt einen Schrein mit einem ewigen Feuer und einige Aussichtsplattformen. Die Anlage selbst ist nicht wirklich spektakulär (sodass ich sogar vergessen habe ein Foto von außen zu machen!), allerdings ist es super interessant hier vom Führer mehr über die Zoroastrier zu erfahren. Außerdem: die Fahrt hierher führt durch die karge Wüste und ist damit allein schon echtes Sightseeing. 

 

Dritter Stopp: Meybod. Eine Kleinstadt, 50 Kilometer entfernt von Yazd. Sie erinnert mit ihren vielen Lehmgebäuden total an Yazd hat aber noch ein paar Besonderheiten zu bieten. Es gibt eine tolle Lehmfestung, eine Karawanserei und ein Eishaus. Jep. Eishaus. Tatsächlich haben die Perser hier mitten in der Wüste und vor hunderten Jahren schon Eisblöcke produziert und an die Karawanen verkauft die hier vorbei kamen. Die kühlten damit verderbliche Ware oder haben sich bestimmt auch mal einen Ice-Chay gemacht.

Vom Adler fressen lassen, statt beerdigen - die Schweigetürme

Mein absolutes Highlight in der Umgebung von Yazd sind aber die Schweigetürme im Norden der Stadt. Das Gelände erinnert mit seinen merkwürdig geformten Gebäuden und der kargen Landschaft ein bisschen an eine Mischung aus Tatooine (dem Wüstenplaneten aus den Star Wars Filmen) und dem Schauplatz einer Bibel-Verfilmung. Wie viele andere Gebäude in und um Yazd gehören die Schweigetürme zur Religion der Zoroastrier. Diese Religion hat ihren Ursprung im heutigen Iran und ist ein paar Jahrhunderte älter als das Christentum. Bis heute leben viele Zoroastrier im Iran und bis in die 70er hatten die Schweigetürme eine wichtige Funktion: Den Zoroastriern ist die Reinheit des Bodens heilig. Daher begraben sie Gestorbene nicht. Die Toten werden auf den nach oben offenen Schweigetürmen aufgebahrt und so lange dort liegen gelassen bis sie von den Geiern gefressen wurden. Heute ist das aus hygienischen Gründen nicht mehr erlaubt, weshalb in Sichtweite zu den Schweigetürmen nun ein Friedhof entstanden ist, auf dem die Toten in versiegelten Särgen begraben werden.

 

Die Anlage ist ein absolut sehenswertes Ziel und auch die Anfahrt mit dem Taxi ist ganz einfach: Mit dem Taxifahrer einen Preis für die Fahrt und 1 1/2 Stunden Wartezeit aushandeln und los geht's. Das Ganze dürfte nicht mehr als 300.000 Rial kosten. Dazu kommen noch mal 200.000 Rial pro Person für den Eintritt.


Dir gefällt mein Blog?

Dann lass doch ein Like da!

Für Abenteuerliches von mir

auf deiner Timeline.

 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0