Irans Messerstadt und ein XXL-Feuertempel

Eine kilometerlange, verwunschene Tropfsteinhöhle, ein mächtiges Mausoleum, der vielleicht schönste Basar im Iran und ein abgefahrener Mega-Feuertempel inmitten beeindruckender Berg-Kulisse. Rund um Zanjan im Norden des Iran gibt es einiges zu sehen.


Vier Busstunden nördlich von Teheran liegt die Stadt Zanjan. Ein guter Ausgangspunkt für einige spektakuläre Ausflüge. In einen Teil des Iran, der ganz anders ist als der heiße und trockene Süden des Landes: Nämlich kalt! Aber wer sich nicht von dem etwas unberechenbaren Wetter abschrecken lässt und eine Jacke im Reisegepäck hat, der sollte auf jeden Fall einen Abstecher in den wenig besuchten Norden des Iran machen.


Das Solingen des Iran

Zanjan ist eine große Stadt. Aber gerade noch nicht zu groß um sie zu Fuß zu entdecken. Zugegeben: Zanjan selbst ist nicht unbedingt ein Grund in diesen Teil des Iran zu fahren. Aber irgendwie hat uns die lebhafte Stadt mit seiner geschäftigen Hauptstraße, in der es gefühlt noch chaotischer zugeht als im Rest des Landes und seinem wunderschönen, verwinkelten Basar doch gefallen. Auch wenn es keine Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne gibt, die uns interessiert hätten. Stattdessen haben wir uns treiben lassen und kiloweise Datteln gekauft. Und Messer. Zanjan gilt als "Messerstadt". Hier kommen Irans bekannteste und beste Messer her und tatsächlich bekommt man hier an jeder Ecke zu Spottpreisen Messer. Auch wenn ich normalerweise nicht so der Souvenir-Typ bin. Ein schönes Küchenmesser mit persischer Gravur - dafür konnte ich mich dann doch begeistern. Und gelernt habe ich beim Kauf auch noch was. Nämlich, dass die Farsi-Deutsch Übersetzungskünste des Google-Translators recht bescheiden sind. Mit Laptop und einer Engelsgeduld versuchte uns der Messer-Verkäufer die Vorzüge seiner Messer näher zu bringen. Leider machte ihm das Übersetzungsprogramm einen fetten Strich durch die Rechnung. Aber egal. Ich habe die Messer gekauft. Auch wenn sie laut Google "für die Füße" sind - ich schneide heute Tomaten damit.

Höhle mit Lightshow

Zwei Stunden Autofahrt von Zanjan entfernt liegt die Katalehkhor-Höhle. Eine riesige Höhle, deren Arme und Seitengänge über 30 Kilometer in den Berg hineinführen. Ein paar davon darf man als Tourist besuche. Im Rahmen einer Führung. Als wir dort waren, waren wir die einzigen ausländischen Touristen. DIe Führung war auf farsi. Verstanden haben wir also nix. War aber auch nicht schlimm. Zum Gucken und Staunen mussten wir nichts verstehen: Stalaktiten und Stalakmiten haben hier die abgefahrensten Formen gebildet. Wie abstrakte Kunstwerke eines wahnsinnigen Künstlers wirken manche Formationen. Auch wenn ich Höhlen gegenüber sehr skeptisch bin (irgendwie gibt es egal wohin man kommt eine "very, very spectacular and amazing cave") aber die Katalehkhor-Höhle lohnt die Fahrt und den Besuch wirklich. Geschmacksacke ist lediglich die bunte Disco-Beleuchtung, die hinter jedem noch so kleinen Kalkstein hervorleuchtet. Eintritt pro Person: 200.000 Rial.

Azurblau und Gras..äh...gelb

Eine gute halbe Stunde von Zanjan entfernt liegt der kleine Ort Soltaniye. Er liegt inmitten einer Steppenlandschaft. Braun-gelbe Hügel so weit das Auge reicht. Wobei nicht ganz: Am Horizont sieht man schon die schneebedeckten Berge. Eine tolle Kulisse. Vor der unübersehbar das Oljeitu-Mausoleum steht (Eintritt: 200.000 Rial p. Person). Ein gigantisches, achteckiges Grabmahl mit azurblauer Kuppel. Das Ding ist über 700 Jahre alt und wie beeindruckend das genau ist, dass schon damals ein so gigantischer Kuppelbau möglich war, verstehen wahrscheinlich nur Ingenieure und Statiker. Für alle anderen ist das Gebäude trotzdem super schön und auch wenn das Innere leider mit einem riesigen Gerüst verstellt war, als wir dort waren, gibt es alles Mögliche zu entdecken. Super filigrane, geschnitzte Muster an Fenstern und Türen. Riesige Mosaike. Außerdem: Tolle Weitblicke aus den außen herum laufenden Emporen.

XXL-Feuertempel

Es war ein harter und langer Kampf einen Taxifahrer zu finden, der uns zu einem akzeptablen Preis zum Takht-e Soleiman fahren wollte. Und das obwohl unser iranischer Couchsurfing-Host für uns die Verhandlungen führte. Das Kuriose: Wenn unser Host nach dem Preis fragte, war der immer völlig in Ordnung. Erst als er erklärte, die Fahrt sei für seine europäischen Freunde steig der Preis auf einmal auf ein vielfaches. Ein Fahrer sagte ganz offen: "Das sind Touristen. Für die verlangen wir mehr." Aber irgendwann war für die gut zwei Stunden dauernde Fahrt von Zanjan zum "Thron des Salomon" doch ein Preis ausgehandelt (1.8 Mio Rial).

 

Der Takht-e Soleiman selbst ist eine riesige Tempelanlage der Zoroastrier. Inmitten einer wunderschönen Bergkulisse sind hier auf einem Felsplateau die Überreste der Anlage aus dem 5. Jahrhundert besichtigen. Sie stehen um einen tiefen blauen See herum, der von unterirdischen Quellen gespeist wird und konstant eine Temperatur von über 20 Grad hat. Der Dampf, der aus dem See in die kalte Gebirgsluft aufsteigt, verleiht der Anlage eine wirklich mystische Atmosphäre. Leider gibt es vor Ort recht wenige Informationen zu den unterschiedlichen Teilen des Komplexes. Nichtsdestotrotz ist die weitläufige, uralte Anlage mit ihren Mauern und Gemäuern vor dem Hintergrund der über 3000 Meter hohen Bergkämme ein faszinierender Ort.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0