Das Tal der Meuchelmörder

Das Alamut Tal ist eines der absoluten Highlights im ganzen Iran. Zumindest landschaftlich kann nur Wenig diese faszinierende Gebirgsregion toppen. Wenn man es denn einmal hin geschafft hat...



Unvergessliche Wahnsinnsfahrt in's Tal der Assassinen

Wer schnell reisekrank wird, für den ist die Fahrt in das Alamut Tal ein echter Höllenritt. Von Quazvin, nördlich von Teheran, dauert die Fahrt mit dem Taxi noch einmal geschlagene 3 Stunden. Unendliche Serpentinen. Schlaglöcher. Suizidaler Gegenverkehr. Aber schnell ist all das Nebensache, denn dann eröffnet sich der Blick in das unendlich weit scheinende Tal: Grüne Terassen auf denen Landwirtschaft betrieben wird. Bunte, sandige Berge. Grasige Hügel über die meckernde Ziegenherden streifen. Und im Hintergrund Gletscher und schneebedeckte Gipfel. Eine Traumlandschaft, die auch deswegen so besonders ist, weil hier einfach kaum Menschen anzutreffen ist. 

Mittelalterliche Meuchelmörder...

Die Unwegsamkeit des Geländes war früher ein echter Vorteil. Über 1000 Jahre alte Festungs-Ruinen stehen über das ganze Tal verteilt. Lange galten sie wegen ihrer Lage als uneinnehmbar. Die größte und bekannteste ist die Alamut-Festung. Sie war die Heimat der sagenumwobenen Assassinen. Der Auftragsmörder, die im Mittelalter politische Gegner und Feinde ausschalteten. Sie geben dem Tal seinen prominenten Spitznamen: "Tal der Assassinen". Aber natürlich war die Alamut-Festung nicht nur eine Mörder-WG: Hier fanden die Perser Zuflucht vor ihren Feinden. Wasser-Reservoirs und Nahrungs-Speicher ließen sie sogar längere Belagerungen überstehen. Das Ganze hat auch tatsächlich eine ganze Weile gut funktioniert. Bis die Mongolen kamen. Sie überrannten Alamut schließlich und heute ist von der einst mächtigen Anlage nicht viel übrig geblieben. Nichtsdestotrotz lohnt sich der kurze Aufstieg: Von hier oben kann man den Blick in's Tal am allerbesten genießen.

...und moderne Halsabschneider

Als Ausgangspunkt für den kurzen Spaziergang hoch zur Alamut-Festung bietet sich Gazor Khan an. Ein kleines Bergdorf inmitten des Tals. Von hier lassen sich auch Wanderungen und Spaziergänge in die Umgebung unternehmen. Allerdings sind keine Wege ausgeschildert und man muss sich ein bisschen durchfragen oder einfach auf gut Glück loslaufen. Auch wenn die Region eigentlich ein touristisches Highlight ist: wir waren im März die einzigen Touristen hier.

 

Sicherlich auch wegen der Anreise: Bei der Ankunft am Busbahnhof von Quazvin, dem Ausgangspunkt für Trips in das Tal, wird klar: Die Taxifahrer von Quazvin sind offensichtlich direkte Nachkommen der Assassinen. Zwar meucheln sie niemanden, aber die Preise, die sie für eine Fahrt in das touristisch interessante Tal verlangen sind mindestens genauso verbrecherisch. Letztlich haben wir 2 Millionen Rial für eine Strecke gezahlt und noch einmal das gleiche zwei Tage später für den Weg zurück. Wer nicht trampen will (was bei dem sehr seltenen Verkehr auf der Strecke aber wahrscheinlich recht schwierig ist), dem bleibt aber leider nichts anderes übrig. Dafür sollte man dann aber aushandeln ein paar Stopps an interessanten Stellen zu machen, zum Fotografieren und entdecken. Denn die komplizierte Reise ist das Tal auf jeden Fall wert.

All-Inclusive Alamut-Style

In unserem Guidebook werden zwei Unterkünfte in Gazor Khan genannt (Eine davon: die örtliche Schule!?). Beide waren zu der Zeit als wir ein Bett brauchten zu. Nach ein paar Gesprächen mit Dorfbewohnern brachte uns der Taxifahrer daher schließlich zu Hussein. Einem Hirten mit einem Haus am Ortseingang, der ein großes Gästezimmer hatte und und glücklicherweise bei sich auf nahm. Trotz hunderter Decken wurde es in dem Zimmer bitterkalt. Aber Hussein war wahnsinnig nett und versorgte uns rund um die Uhr mit Essen. Bis er eines morgens vor der Tür stand und vehement und immer wieder mit dem Daumen an seiner Kehle entlang fuhr. "Oh Gott", dachte ich, "die international verständliche Geste für 'Kopf abschneiden'. Was ist denn jetzt!?". Für einen kurzen Moment war ich sehr beunruhigt. Dann imitierte Hussein aber mit zwei Fingern auch noch Hörner am Kopf und peste schließlich auf seinem Motorrad davon. Ich war beruhigt. Und wie vermutet gab es am Abend einen Eintopf mit Ziegenfleisch. Alles in allem eine wenig komfortable aber dafür umso authentischere Unterkunft (Preis für 3 Nächte für 2 Personen: 2 Millionen Rial).  

 

 



Dir gefällt mein Blog?

Dann lass doch ein Like da!

Für Abenteuerliches von mir

auf deiner Timeline.

 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0